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Vortrag 2.12. : Friedrich Zundel – Porträtist seiner Klasse

Zum 150. Geburtstag eines fast vergessenen Künstlers des sozialistischen Realismus avant la lettreGeorg Friedrich Zundel (1875–1948) war nicht nur ein begabter Porträtmaler, sondern auch ein politischer Künstler, dessen Werk eng mit den Ideen des Sozialismus verbunden ist. An der Seite der kommunistischen Theoretikerin und Kriegsgegnerin Clara Zetkin in Stuttgart entwickelte Zundel eine Form des sozialistischen Realismus, lange bevor dieser Begriff geprägt wurde. Seine Arbeiterporträts zeigen Stolz, Würde und Stärke – ein künstlerischer Ausdruck des erwachenden proletarischen Selbstbewusstseins um 1900. Doch mit dem Ersten Weltkrieg kam es zum Bruch: Zundel verabschiedete sich von seinen sozialistischen Idealen, trennte sich von Zetkin und zog gemeinsam mit der Industriellentochter Paula Bosch nach Tübingen, wo er sich humanistischen und idealistischen Themen, später auch reaktionären Positionen zuwandte.Der Vortrag der Tübinger Künstlerin Sophie Linde beleuchtet Zundels künstlerische Entwicklung, seine Beziehung zu Clara Zetkin und ihre Vorstellung einer Kunst im Sinne der Befreiung. In Zundels Leben und Werk zwischen sozialistischer Avantgarde, politischem Engagement und persönlichem Rückzug spiegeln sich zugleich grundsätzliche und tagesaktuelle Fragen nach dem Verhältnis von Kunst und politischen Kämpfen.

Vortrag am Dienstag, 2. Dezember, um 19 Uhr im Linken Zentrum Trude Lutz (Nauklerstr. 50, Tübingen):